Wo ist die Erdbeerbowle geblieben?

Monika di Bernardo- • 17. Juli 2025

Als der Sommer noch in einer Glasschüssel wohnte.

Es ist Sommer – Erdbeerzeit. Man bekommt sie überall: Im Bioladen, auf dem Markt, auf den Feldern zum Selberpflücken, wo viele gleich im Mund statt im Körbchen landen. Zuhause werden dann daraus Smoothies, Desserts und Erdbeerkuchen.


Aber keine Erdbeerbowle.


Früher war sie das beliebteste Getränk bei Geburtstagen, Gartenfesten oder beim gemeinsamen Fußball gucken. Sie durfte bei keinem geselligen Sommerabend fehlen.

Nach dem Einzuckern wurden die Früchte in der bauchigen Bowlenschüssel, dem Stolz jeder Hausfrau, mit Wein aufgegossen und über Nacht kaltgestellt. Kurz bevor die Gäste eintrafen, kam reichlich Sekt dazu.

Zum Trinken gab es extra Gläser mit Henkeln und für die Erdbeeren kleine Plastikspieße, mit denen sie mühsam herausgefischt werden konnten.


Ich erinnere mich, dass bei einem Doppelkopfabend meines Onkels alle so engagiert waren, dass sie auf die Früchte verzichtet haben. Ich, noch keine zehn Jahre alt, beschäftigte mich unbemerkt damit, die prallen Erdbeeren aus den Gläsern zu angeln und mit wachsender Begeisterung zu essen. So kam ich zum ersten „Rausch“ meines Lebens und musste von meinem Onkel ins Bett getragen werden. Meine Eltern durften natürlich nichts davon wissen.


Heute gibt es stattdessen Aperol Spritz, der mit Strohhalm serviert wird oder den Hugo mit dem krönenden Minzblättchen, die man genauso gut allein an der Bar oder am Pool trinken kann.

Das Gemeinschaftserlebnis Erdbeerbowle ist aus der Mode gekommen.

Schade.

von Monika di Bernardo 16. August 2025
Wir sitzen am Strand und schauen aufs Meer. Es ist Ebbe, das Wasser zieht sich langsam zurück, Spaziergänger suchen Muscheln in den Pfützen, kleine Grüppchen stehen zusammen und unterhalten sich. Einige Kinder stehen auf Surfbrettern und versuchen sich im Stand-up-Paddeln, unterstützt von Eltern, die vom Strand aus Hilfestellung geben. Ein Junge hat Schwierigkeiten, weil ein Hund sein Surfbrett umkreist und nicht abzuweisen ist. Das Surfbrett schwankt gefährlich, der Junge versucht, den Hund nicht mit dem Paddel zu treffen und beschwert sich lauthals: „Was soll ich machen? Er geht einfach nicht weg?“ Da dreht der Hund ab und schwimmt in die andere Richtung. Alle wirken erleichtert. Der Junge hält das Gleichgewicht, der Vater ist zufrieden. Der Hund schwimmt weiter. Ein kleinerer Hund läuft bellend ins Wasser, das ist dort noch tief und er muss auch schwimmen. Die beiden begrüßen sich, umkreisen sich, sie werden jetzt wohl zurückkommen. Doch nur der kleinere kommt zurück, der andere schwimmt weiter. Der Vater und Herrchen des Hundes ruft. Der Hund schwimmt weiter. Das Wasser hat nun schon einen deutlichen Sog, die Kinder kommen mit ihren Brettern zurück an den Strand. Nur der Hund schwimmt weiter. In der Ferne sieht man die Halligen im Dunst, ein leichter Wind kommt auf. Der Hundebesitzer rudert mit beiden Armen in der Luft und ruft. Der Hund schwimmt weiter. Inzwischen stehen mehrere Menschen bei dem Hundebesitzer. Alle wirken aufgeregt. Auch die Kinder rufen nun, der kleinere Hund hüpft hin und her und bellt. Der Kopf des Hundes wird allmählich kleiner, aber er schwimmt weiter. Bewegung kommt in die Gruppe. Der Hundebesitzer zieht seine Hose aus und geht ins Wasser. Er ruft, es klingt verärgert. Der Hund schwimmt weiter. Das Wasser reicht dem Mann nun schon bis zum Bauch, er ruft wieder. Jetzt klingt es verzweifelt. Dann schwimmt er los. Der Pulk am Strand steht gebannt, immer mehr Menschen werden es. Der Mann ist ein guter Schwimmer. Schließlich hat er den Hund erreicht, packt ihn am Halsband und will zurück. Der Hund wehrt sich. Wo will er nur hin? Der Mann ist stärker, er zieht den Hund neben sich her. Gleich haben sie wieder festen Boden unter den Füssen aber der Mann lässt den Hund nicht los. Beifall kommt auf. Gerettet. Gerettet?
Urlaub machen wo  andere wohnen
von Monika di Bernardo 4. August 2025
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